Was man schon immer über die erfolgreichsten Alben wissen wollte

Flower
Charts - braucht die noch jemand? Schwer zu sagen, denn so richtig aussagekräftig sind sie ja nicht: Manchmal reichen schon ein paar tausend verkaufte CDs und eine Band landet in der Top-10. Manchmal sind aber selbst zehntausende verkaufte Alben nicht genug, um ganz oben hinzugelangen. Trotzdem: Charts, auch und gerade die deutschen, können sehr unterhaltsam sein. Vor allem, wenn man die richtigen Schlüsse aus ihnen zieht. Und das tut der Technoarm einmal die Woche, immer dann, wenn es neue Listen gibt (im Radio übrigens auch, da dann noch mit der passenden Musik, und zwar immer Sonntagvormittags gegen 9.40 Uhr im Deutschlandradio Kultur).
Platz Zehn: „Sky Is The Limit“ von DJ Antoine. Was lange währt, muss noch lange nicht gut werden. Fast anderthalb Jahre hat der Schweizer Antoine Konrad an seinem neuen Album gesessen, am Ende ist doch wieder nur Rummel-Techno entstanden.

Platz Neun: Led Zepplin – Celebration Day. Zombie-Rock oder ein Geschenk der Götter an alle Gitarren-Fans? Diese Platte, ein Mitschnitt des triumphalen Led-Zepplin-Reunion-Konzerts im Dezember 2007, ist beides. 20 Millionen Fans wollten in London dabei sein, als Led Zepplin für einen Abend lang wiederauferstanden, 20.000 nur bekamen Tickets. Hier kann man an ihrem Glück teilhaben.

Platz Acht: Der Soundtrack zu Quentin Tarrantinos „Django Unchained“. Der Film ist brutal, spannend und witzig. Der Soundtrack aufwühlend, melancholisch und überraschend. Aber während die Bilder ohne die Musik nicht funktionieren würden, geht das umgekehrt ganz hervorragend.

Platz Sieben: Faun mit ihrem Album „Von den Elben“. Helle Aufregung bei Mittelalter-Spektakeln in ganz Deutschland: „Faun verraten die Szene und machen auf einmal einen auf Kommerz! Ganz ehrlich: Mir wär’s auch lieber, wenn die bayrische Band mit ihrem mittelalterlichen und vor allem mittelmäßigen Folk-Pop im Verborgenen geblieben wäre.

Platz Sechs: Matthias Reim mit „Unendlich“. In seinem Auto hört der hessische Schlagerist Reim meist aktuelle Charts-Musik: David Guetta, Rihanna und alles, was sonst noch so ordentlich rummst. Für sein Album „Unendlich“ bleibt das – leider - nicht ohne Folgen: Stichwort Holzhammer-Schlager!

Platz Fünf: Bullet For My Valentine und ihr Album „Temper Temper“. Klar, nur was für Fans von Heavy Metal, aber auch in dieser Szene nicht für alle: Die britische, besser gesagt: walisische Band ist technisch gesehen sehr, sehr gut. Doch irgendwie fehlt der Dreck unter den Fingernägeln.

Platz Vier: Lindsey Sterling mit ihrem unbetitelten Album. Man nennt sie die „Youtube-Geigerin“, „das neue Rondo Veneziano“ wäre genauso passend: Aber muss das wirklich sein: Eine ziemlich klassische Violine, die auf Club-und Rock-Sounds trifft? Eigentlich nicht.

Platz Drei: Andrea Berg und „Abenteuer“. Abenteuer zeichnen sich normalerweise dadurch aus, dass sie aufregend sind und irgendwann enden. Nur hat das noch niemand der singenden Krankenschwester aus Krefeld gesagt: Vom Ende dieses „Abenteuers“ keine Spur. Und aufregen kann man sich eigentlich nur über die Einfältigkeit der Lied-Texte.

Platz Zwei: Heino „mit freundlichen Grüßen“. Tote-Hosen-Sänger Campino ist angewidert: und zwar vom deutschen Feuilleton, das sich angeblich gerade speichelleckend vor Heino und seinem Cover-Album in den Staub wirft. Dabei sollte sich der Deutschpunk-Sänger doch freuen: Im Gegensatz zu Rammstein, den Ärzten oder Nena bleibt sie den Toten Hosen nämlich erspart, die PHB, die plumpe Heino-Behandlung.

Platz Eins: Kollegah & Farid Bang mit „Jung, Brutal, Gutaussehend 2“. Normalerweise erfährt man nicht, wie oft sich ein Album, das in den deutschen Charts auftaucht, verkauft. Bei diesen beiden Straßen-Rappern aber schon: 80-tausend Mal in nur einer Woche! Platz 1. Woher dieses Riesen-Bedürfnis nach sexistischen und gewaltverherrlichenden Aggro-Reimen kommt, verraten Verkaufszahl aber nicht. Ein Rätsel und nicht gerade ein schönes.