Trockenes Land, Blutgruppe 0

Flower
Gerade mal 320-tausend Menschen leben auf Island – so viel – oder so wenig - wie in Bonn. Aber wann hat man das letzte Mal von einer aufregenden Band aus Bonn gehört? Aus Island scheinen sie dagegen im Wochentakt zu kommen. So wie Bloodgroup. „Dry Land“ heißt ihr neues Album. Feiner Electropop. Ach, was sag ich: Feinster Electropop. Und mehr!
In ihrer Heimat ist dieses Album – ihr zweites – schon seit zwei Jahren zu haben, bei uns erst jetzt. Musik von gestern also, könnte man befürchten, aber dem ist überhaupt nicht so: Die vier Mitglieder von Bloodgroup habe Electropop als Gerüst genommen und ihn mit Afropop und Soul versetzt, sehr modern, sehr gekonnt, sehr nach hier und jetzt hört es sich an, ein Album, das sich soundmäßig an der Tanzfläche orientiert, aber für das Wohnzimmer gemacht scheint.



Man fragt sich allerdings, warum es trotzdem erst jetzt zu uns kommt, dieses Album: Bloodgroup wurden schon vor Jahren als Geheimtipp gehandelt, seitdem konnte man sie auf vielen Festivals sehen, ihre ziemlich wilden Auftritte gelten als außergewöhnlich. Aber das ist eben die Kehrseite der isländischen Popmedaille: Viele gute Bands tummeln sich dort und warten auf Aufmerksamkeit. Der kleine isländische Markt aber kann nicht alle ernähren, also ist man gezwungen, die internationale Karriere anzupeilen. Und damit die starten kann, braucht es offenbar nach wie vor Zeit.