Schwarzlicht auf Abwegen

Flower
Ein Album, bei dem man erst einmal etwas länger ausholen muss, um es richtig zu würdigen: Black Lights von Diagrams. Hinter Diagrams steckt Sam Genders, ein Musiker, der früher bei der Folktronica-Band „Tunng“ mitwirkte, dann aber ausstieg, weil er nicht so richtig gut mit Menschen klar kommt – sagt er zumindest im Interview. Tunng waren seltsam und gut, auch vor musikalischen Unmöglichkeiten wie auf Kämmen zu blasen schreckte man nicht zurück, immer weiter wurde die Suche nach idealer Verbindung von Folk, Electronica und schrägen Soundexperimenten getrieben.
Und weil Sam Genders zunächst auch nicht live auftreten wollte, kamen immer weitere Bandmitglieder dazu, die ihn ersetzten und ergänzten – keine ideale Entwicklungen für einen, der am liebsten allein oder zu zweit vor sich hinwerkelt. Das also die Vorgeschichte von Diagrams und dem Album Black Light – und jetzt kommen wir zur Hauptsache: Der Musik.
Black Light, das Titelstück aus dem ersten Album von Sam Genders und seiner Band Diagrams – denn auch wenn Genders die Menschen scheut, hat er nicht ganz alleine an dieser Platte gearbeitet – vor allem der Produzent Mark Brydon hat seine Finger mit im Spiel gehabt, man kennt ihn vielleicht noch von der Band Molokko.
Die beiden jedenfalls arbeiten ziemlich gut zusammen: Genders ist nach wie vor an Soundexperimenten interessiert, Brydon macht die Musik drumherum tanzbar und eingängig. Vom Folktronica der Vorgängerband Tunng ist nur noch das Tronica übrig geblieben, der Folk musste zurück bleiben.
Gleich mehrere Kritiker in England und Deutschand, vom Guardian und dem Musikexpress, sehen Parallelen zwischen Diagrams der englischen Band Hot Chip: Die weiche, extrem entspannte Art des Gesangs, die zum Teil versponnenen, aber niemals überfrachteten Beats und Rhythmusteile, das elektronische Musikgerüst, das alles zusammenhält und dabei warm und menschlich bleibt. Das Ergebnis im Falle von Hot Chip waren Songs, die blaupausenartig zeigten, wie moderne Popmusik zu klingen hat, die anspruchsvoll und eingängig zugleich sein will. Diagrams setzen das fort, gekonnt und einfallsreich, aber sind eben nicht mehr die einzigen, die dieses Feld beackern.