Meine Lieblingsplatten, Teil 1: Solaris

Flower
Die Formulierung „Teil 1“ in der Überschrift deutet es ja schon an: Hier beginnt gerade etwas Neues. Aufregendes. Überraschendes. Und zwar nicht nur hier auf der Technoarm-Seite, sondern auch im Radio. Aus meinen überquellenden CD- und Plattenregalen werden noch einmal die wichtigsten, schönsten, besten Alben oder 12-Inches herausgekramt. Hier im Technoarm dann die Analyse, die von „Einfach nur grandios“ bis hin zu einem mehrseitigen Aufsatz reichen kann. Und dann in meiner Sendung „Electro Royale“ bei ByteFM die dazugehörige Musik, zwei bis drei Tracks. Den Anfang macht ein Album aus dem Jahr 2000: Solaris von Photek.
Ein kleines Meisterwerk, was wohl auch damit zu tun hat, dass Photek alias Rupert Parkes ein Perfektionist ist. Einer, der mitunter wochenlang an einem einzelnen Track basteln konnte. Nicht, um Soundschicht auf Soundschicht auf Soundschicht zu packen, sondern um die verschiedenen Rhythmuslinien so in Einklang zu bringen, wie es in seiner Vorstellung sein musste. An dieser Stelle sollte man wohl einfügen: Photek hatte sich vor Solaris als Drum’n’Bass-Produzent einen großen Namen gemacht - kaum jemand konnte Tracks so produzieren wie er.
Auf Solaris aber passiert etwas ganz anders: Photek nimmt das Wissen, das er aus der Drum’n’Bass-Produktion hat, und seine eigene Begeisterung für House und zimmert daraus eine eigene, eigentümliche Mischung. Schwer zu beschreiben, man landet dabei schnell bei Floskeln wie „kühl“, „distanziert“, „kontrolliert“, „erstarrt“ - negativ aufgeladene Begriffe, die genau aus diesem Grund an der Wirklichkeit vorbeigehen. Zwar nur haarscharf vorbei, aber eben vorbei.
Photek arbeitet mittlerweile als Produzent von Filmmusik. Das zu wissen, hilft einem bei der richtigen Einordnung von Solaris enorm weiter: Es geht um Atmosphäre. Atmosphäre, die nicht zufällig entsteht, sondern auf die hinkomponiert und hinproduziert wird. Vom sehr sehr guten Drum’n’Bass-Musik-Architekten ist Photek durch oder während der Produktion von Solaris zum echten Musiker gereift. Tracks wie Glamourama oder Solaris gehören zu den besten, die die elektronische Musik seit ihrem Bestehen hervorgebracht hat.
Dass Photek für Solaris mit der House-Legende Robert Owens zusammengearbeitet hat und damit - vermutlich wissentlich - die Drum’n’Bass-Gemeinde verschreckte, macht Solaris aus künstlerischer Sicht noch wertvoller. Solaris - nicht nur ein kleines Meisterwerk, sondern mittlerweile auch ein Klassiker.