Er nun wieder: Paul Kalkbrenner!

Flower
Der ein oder andere mag sich wundern, was ich nur immer mit diesen Kalkbrenners habe. Aber erstens ist es als technoider Mensch gar nicht so einfach, dem einen, dem anderen oder auch beiden Kalkbrennern aus dem Weg zu gehen. Und zweitens gibt es immer wieder Neues anzumerken. Das liegt eher weniger an der Musik als vielmehr an den pop-theoretischen Gedanken, die einem bei Paul und Fritz so in den Kopf kommen. Heute jedenfalls wird es hier beim Technoarm ziemlich persönlich.
≈Aber bevor es so weit ist, doch noch mal den doppelten Anlass für diese Gedanken genannt: Erstens haben Paul und Fritz Kalkbrenner in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ein Doppelinterview gegeben, das sich ganz interessant liest, das nicht online zu finden ist und das sich dann doch nicht als so aussagekräftig erweist. Zum zweiten bin ich jetzt am Freitag mal wieder im „Soundcheck“ von radioeins (RBB) eingeladen, dort sprechen wir zwei Stunden lang über vier verschiedene Alben und eins davon, nämlich das, was ich als Experte betreuen werde, ist die neue Platte von Paul K., „Guten Tag“.
Jetzt aber zum Persönlichen (nicht unbedingt geheimnisvollen): Von Fritz Kalkbrenner habe ich das erste Mal vor mehr als zehn Jahren gehört. Damals hatte er mit dem Musikmachen noch gar nichts zu tun. Er war aber der Ex einer sehr guten Freundin und irgendwie ist Berlin dann doch ein Dorf. Sie jedenfalls sagte immer, er wäre einerseits unglaublich schlau (bin mir aber nicht mehr sicher, ob sie gebildet oder intelligent oder beides meinte), andererseits ziemlich sensibel-schwierig. Lange her und ziemlich einseitige Erinnerungen - als ich ihn 2010 vor dem Mikrofon hatte, zuckte er jedenfalls nicht einmal, als ich ihn darauf ansprach.
Paul Kalkbrenner war da auch schon einer meiner Wegbegleiter: Erstens erzählte mir jemand aus seinem Umfeld, dass PK immer die neuesten Gerätschaften brauchte, um an seine Musik zu arbeiten. Ob das wohl immer noch so ist? Jeden Woche, immer in der Nacht von Freitag zu Samstag, eröffnete ich meine Nightflight-Sendung beim RBB-Jugendsender Fritz mit seinem anderthalb-minütigen Songgedicht „Krank“ (ich weiß, ich schreibe das hier beim Technoarm jetzt mindestens schon zum dritten mal, aber finstere Mächte zwingen mich dazu ;-) Bei einem von Pauls Auftritten im Berliner Casino-Sommergarten (auf dem alten Ostgut-Gelände) jedenfalls kamen wir deshalb mal ins Gespräch - er wusste von dem Intro als Intro, aber das hielt ihn nicht davon ab, erst einmal schnell etwas zu trinken zu suchen.
Ich bin also alter Fan (habe ich vermutlich auch schon geschrieben), allerdings einer, der dem Paul-Kalkbrenner-Sound entwachsen ist. Was daran liegen könnte, dass ich ungern das höre, was alle hören (aus Prinzip), dass ich ungern auf Massenveranstaltungen gehe und dass Herr Kalkbrenner seit nunmehr 12 Jahren so ziemlich die gleiche Nummer in verschiedenen Varianten auffährt. Das darf er natürlich, man kann das auch „sich selbst treu bleiben“ nennen. Aber mir ist das, als Album, das zu Hause läuft, zu wenig. Und auf Massenveranstaltungen, wie gesagt, habe ich ja keine Lust. Denn live funktioniert das vermutlich sehr gut, dieses kollektive Freuen, wenn die Bassdrum aussetzt und wieder einsetzt und dann auch noch eine seiner Melodie-Skizzen reingemischt wird. Denn genau so ist „Guten Tag“ (und sind ja auch die Vorgängeralben) aufgebaut.
Zwei, drei Dinge noch zum Schluss: Paul hört angeblich keine Musik. Außer seiner eigenen. Er hält es für möglich, dass die Leute ihn und seine Musik so mögen, weil er genau die Projektionsfläche ist, auf die sie gewartet haben. Und der Heini von der F.A.S.(ja, das ist die schon erwähnte Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, liebe Techno-Fans) kennt den Unterschied zwischen DJ und Live-Act nicht. Warum sollte er auch?

P.S.: Soundcheck auf radioeins: Freitag, 30.11.2012, ab 21 Uhr!