Ein bisschen langsam für Disco

Flower
Es ist halb Klischee, halb Wahrheit: an der Westküste der USA, vor allem in Kalifornien, herrscht ein ganz eigenes Lebensgefühl. Das war auch schon vor 40 Jahren der Fall – für die Compilation „Too Slow To Disco“ sind jetzt eine ganze Reihe von Songs aus dieser Zeit und aus dieser Gegend ausgegraben worden - vom Berliner DJ Supermarkt (alias Marcus Liesenfeld).
„Keep it soft, keep it melodic, keep it smooth“ – das Mantra vieler Musiker und Produzenten, die Mitte, Ende der 70er Jahre Songs aufnahmen, wird bei diesen Liedern deutlich: 2, 3, 4 Minuten lange perfekt eingespielte und produzierte Popperlen. Viele von ihnen eher obskure Songs, bei denen man sich fragt, warum sie nie einem größeren Publikum bekannt wurden. Wahrscheinlich gab es damals einfach zu viele ähnlich klingende Musik.
Marcus Liesenfeld interessiert sich seit Jahrzehnten für gut gemachte Popmusik, 2008 stellte er das erste Mal einen DJ-Mix mit 70er-Jahre-Westküsten-Softrock ins Internet, mehr als ein Jahr verbrachte er jetzt mit der Zusammenstellung von „Too Slow To Disco“ – die Songs mussten lizensiert, Rechteinhaber und längst verschollene Musiker aufgespürt werden. Und vor allem, so Marcu Liesenfeld, musste er auch ein paar Resentiments in Sachen Softrock überwinden. Meist eingespielt von Profi-Studiomusikern, klingen die Songs aber so, wie heute viele Bands von Phoenix bis Metronomy gerne klingen würden. Eine kleine Sensation gibt es auf der Compilation „Too Slow To Disco“ übrigens auch: dort findet sich ein Stück von Fleetwood Mac, die eigentlich nie Lieder freigeben. Aber Christine McVie machte eine Ausnahme und stellte das von ihr geschriebene „Sugar Daddy“ bereit.