Und jetzt macht David Lynch auch noch Musik!

Flower
Vor einigen Jahren sorgte eine Studie der Universität Sheffield für eine echte Überraschung: Die meisten Kinder, so hieß es da, mögen keine Clowns, viele haben Angst vor ihnen. Eine schlechte Nachricht für Zirkus- und Krankenhaus-Clowns, die ihre Späße ja vor allem für Kinder aufführen. Eine gute Nachricht für David Lynch, den Regisseur, der mit seinen Filmen gerne die Menschen verstört. Denn so ergibt der Titel seines ersten Albums einen echten Sinn: Crazy Clown Time – Zeit für den verrückten Clown!
Wer die Filme David Lnychs kennt, vor allem solche wie Eraserhead, Mullholland Drive oder Lost Highway, dürfte von „Crazy Clown Time“ alles andere als überrascht sein: Es ist die Fortsetzung der Verstörung mit anderen Mitteln: In einigen Songs schleppt sich die hallige Gitarre so langsam dahin, als würde sie im Sterben liegen, der monotone und ähnlich schleppende Schlagzeugklang verstärkt die Trostlosigkeit noch. In einem Song (Pinky’s Dream) ist vor allem die Yeah! Yeah! Yeahs!-Sängerin Karen O. zu hören. In den anderen Liedern übernimmt David Lynch selbst die Texte. Und weil er entweder nicht besonders gut oder nicht besonders gerne singt, hören wir ihn sprechen und keuchen und flüstern. Thomas Winkler vom Musikexpress schreibt, „so eine fiese, irritierende Platte wie Crazy Clown Time“ werde man so schnell nicht mehr hören. Allerdings dürte dieses Album mit großer Wahrscheinlichkeit wohl auch nur jenen Menschen gefallen, die die Filme von David Lynch zu schätzen wissen. Er dürfte recht haben, man muss sich wohl für eine morbide Grundstimmung begeistern können, um „Crazy Clown Time“ zu verstehen. Interessant wäre aber auch die Frage, wie Menschen die David Lynch gar nicht kennen, auf diese Musik reagieren. Anders gefragt: Erfährt das Album nur deswegen von Kritikerseite so viel Zuspruch, weil man David Lynch als Regisseur so schätzt? Oder hat er wirkliche musikalische Qualitäten und wenn ja, wo liegen sie dann? Zumindest die Frage kann man beantworten: Lynch ist ein Meister der düsteren Atmosphäre, auf der Leinwand wie vor dem Mikrofon. Und warum soll man ihn überhaupt aufteilen in Lynch, den Regisseur und Lynch, den Musiker – der Mann ist schließlich ein Gesamtkunstwerk.