Alter Mann ganz groß

Flower
Wer sich in den letzten Jahrzehnten ernsthaft für elektronische Musik interessiert hat, der dürfte an irgendeiner Stelle auf Gary Numan gestoßen sein. Der Mitfünziger gehört zu den Pionieren des Genres – und will es jetzt, mit seinem 20. Album, noch einmal wissen. „Splinter – Songs From A Broken Mind“ heißt sein neues Album und wenn ich das richtig einordne, dann ist das ein ordentlich vorbereitetes Comeback, das der in Los Angeles wohnende Londoner hier vorlegt:
Musikalisch durchdacht, dazu wirklich gute Gestaltung der Platten- bzw. CD-Hülle: Numan, der schon immer so aussieht, als stamme er aus einer anderen Welt, gibt hier den düsteren Gentleman, geisterhaft, gruslig, unfassbar. Seine Musik geht aber in eine andere Richtung: seine prägnante Stimme, die zu elektronischer Klängen so gut passt wie Sahne zum Apfelkuchen, hat sich kaum verändert in den letzten Jahrzehnten, mitunter kiekst sie wie auf seinem Hit „Cars“ aus dem Jahr 1979.
Die elektronischen Klänge aber wirken komplett zeitlos: hypnotisch, abgehoben, eingängig zugleich – und wirklich gut geschrieben. Songs, die zur Rätselhaftigkeit des Gesamtkunstwerks Gary Numan beitragen. Kein Wunder, er hatte nach eigenen Angaben mit schweren Deperessionen und einer ordentlichen Midlife-Crisis zu kämpfen. In Numans amerikanischem Künstler-Visum steht „Alien with extraordinary ability“ – Ausländer mit herausragenden Fähigkeiten soll das heißen. Man könnte es aber auch deuten als „besonders fähiger Außerirdischer“. Gefällt mir irgendwie besser.
Splinter – Songs From a Broken Mind gibt es übrigens auch in einer auf 12 Exemplare limitierten Fanausgabe für 250 Dollar: Mit von Numan entworfenen T-Shirts, Kapuzenpulli, CD, Platte und Downloadcode. Alles – bis auf den Downloadcode in braun, grau und schwarz gehalten - der Musik entsprechend.