Das ist kein Mixtape! Oder doch?

Flower
Schon mal ein Mixtape für die Freundin oder den Freund aufgenommen? Eine Kassette mit Lieblingsliedern, sorgfältig ausgesucht, vielleicht sogar ein kleines selbst gemachtes Cover dazu gebastelt? Dann wissen wir ja schon mal, um welche Mixtapes es hier in den folgenden Zeilen NICHT gehen wird. Wir wollen uns mit den Mixtapes besprechen, die seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle in der amerikanischen Hip-Hop-Kultur einnehmen. Anlass ist das jetzt als CD veröffentliche Debütalbum des New Orleanser Rappers Curren$y namens „This Aint No Mixtape“.
Vor zwei Jahren nur digital veröffentlicht, jetzt auch als CD veröffentlichtes Album. Was genau hat es mit diesem Titel auf sich? So genannte Mixtapes spielen seit vielen Jahren eine große Rolle im Hip-Hop-Business, zumindest im US-amerikanischen. Bei uns wird damit normalerweise eine Cassette bezeichnet, auf der man Freunden, Geliebten, Verwandten seine Lieblingssongs aufnimmt, manchmal ungeordnet, manchmal genau durchchoreographiert, nach Themen geordnet und eventuell sogar mit einer Aussage versehen – zum Beispiel einem „Ich liebe Dich“. Die Mixtapes, von denen im Hip Hop die Rede ist, sind ganz anders aufgebaut und haben eine andere Geschichte: „Back in the Days“, also in den 80ern und frühen 90ern, verstanden die Rapper darunter per Cassette verbreitete Aufnahmen von Live-Auftritten. Über die Jahre entwickelte sich daraus eine eigene Kultur, ein eigenes Business, ein mächtiges Marketing-Werkzeug.
Auf Cassette werden die modernen Mixtapes schon lange nicht mehr vertrieben, sie kommen als CDs oder rein digital daher. Und es sind auch kaum noch Liveaufnahmen darauf zu finden oder Lieblingslieder. Vielmehr sind hier Songs eines einzelnen Rappers zu hören, fast wie auf einem richtigen Album, aber von meist schlechterer Qualität sowohl was die Aufnahme und die Produktion angeht als auch die Songs selber. Schnellschüsse, nicht zu Ende gedachte Songs, Skizzen. Junge, noch unbekannte Rapper versuchen damit auf sich aufmerksam zu machen, schon etablierte testen ihren Marktwert, halten sich im Gespräch, machen Werbung für ein kommendes richtiges Album. Zauberwort ist hier die „Street Credibility“, die Glaubwürdigkeit auf der Straße, innerhalb der Hip-Hop-Szene.
Viele der wichtigsten Hip-Hop-Künstler der letzten Jahre – darunter 50 Cent, Kanye West, Lil Wayne – sind zuerst durch Mixtapes bekannt geworden- seitdem weiß auch die „große“ Plattenindustrie, wie wichtig Mixtapes sein können. Rechtlich gesehen ist die Sache aber alles andere als klar: Sind Mixtapes, auf denen die Rapper mitunter zu bekannten Melodien aus anderen Songs rappen, illegal oder nicht? Zu beantworten ist das nur im Einzelfall.
This Aint No Mixtape benennt der Rapper Curren$y also sein erstes Album, das vor zwei Jahren nur digital, jetzt auch als CD herausgekommen ist. Ziemlich sinnvoll, dieser Titel: Curren$y veröffentlichte in den zwei Jahren zuvor, zwischen 2007 und 2009, mindestens sieben Mixtapes. Da braucht es schon eine deutliche Ansage, um den Unterschied deutlich zu machen. Denn dieser Unterschied hat natürlich auch etwas mit Geld zu tun.