Tanith, der Walfisch und, nun ja, ich

Flower
Wie heißt es doch so schön in einer (Radio-)Weisheit: Nie mit der Dummheit der Menschen rechnen, aber mit ihrer Vergesslichkeit. Fang ich doch gleich mal bei mir an: Bin ja nun auch nicht mehr 20 und kann in meiner Raver-Karriere ziemlich weit zurückschauen: Erste Acid-Parties 1987, dann mal eine Weile nichts, schließlich 1991 den Tresor für mich entdeckt. Und dann der ganze andere Berliner Krimskrams: E-Werk, Bunker, Walfisch. Stopp! Im Walfisch war ich nur drei Mal (also jedenfalls kann ich mich an drei Mal erinnern)! War aufregend, After-Hour-Locations kannte ich damals (tja, es muss 1993 oder ’94 gewesen sein) noch nicht.
Damals lernte ich gerade Journalist und wenn wir am Wochenende irgendwelche Block-Seminare hatten, dann war ich vorher noch ein paar Stunden im Walfisch (da ist jetzt der Sage-Club drin, also in der Köpenicker Str.). Ich weiß nicht, was die Kollegen Mitschüler so gedacht haben, aber irgendwann fragte mich mal einer, ob ich ein Alkoholproblem hätte, ich käme ja immer mit Fahne! Auf meinen Rechner in der Journalistenschule überspielte ich jedenfalls den von Werk eingestellten Warnton mit Fetzen von Musik, die mich besonders beschäftigte. „Ich möchte ein „E“ kaufen“ kam aus meiner Sicht ziemlich gut. „No Women allowed“ fand ich auch witzig. War ich aber, glaube ich, der einzige.
Was das alles mit Vergesslichkeit zu tun hat? Also: Tanith, der früher ja immer mit seinen Tarnklamotten rumlief und heute immer noch auflegt, hat gerade ein Set gepostet: Walfisch Revival Party in der Original-Location (die natürlich ein bisschen anders aussieht, sind schließlich fast 20 Jahre vergangen, seit der Walfisch dicht gemacht hat). Er hat also bei dieser Revival-Party fast drei Stunden aufgelegt, viele Tracks von damals. Ich habe mir das gerade angehört bzw. höre hier beim Schreiben immer noch. Und dann fiel mir auf einmal alles wieder ein: Wie schnell die Tracks damals waren! Wie tief die sich alle in mein Hirn gebrannt haben, denn ich kannte bis auf zwei oder drei alle 40 Tracks - nicht vom Namen her, aber vom Sound. Und wie wir da immer rumgehüpft sind, etwas anders als heute zu gepflegtem Deep House. Irgendwie war da eine ganz andere Energie drin. Die Tracks total einfach, aber effektiv produziert. Und was ging damals (war halt Speed- oder Ecstasy-Zeit) für ein Gesichtsfasching um einen herum ab!).
Also: Bei der nächsten Walfisch Revival Party bin ich dabei. Sag aber schon jetzt: Danke, Tanith. Alles wieder eingefallen!