DJ Koze hat Angst, Amygdala sei Dank!

Flower
Das Leben ist schön und die Menschen unterschiedlich. Nicht alle interessieren sich für die gleichen Sachen, nicht alle reden überhaupt über die gleichen Sache. Hier beim Technoarm würde ich jetzt zum Beispiel schreiben: „Lasst uns über DJ Koze reden.“ Und die meisten wüssten wohl, wer dieser Koze ist und was er so gemacht hat und dass sein Name nichts zum Lachen ist. Beim Deutschlandradio, wo ich ja auch gerne mal meine Zeit verbringe, ist das etwas anders: Da muss man - Achtung, Radiosprech! - den Hörer abholen. Und deshalb ist da ein Text wie der folgende über DJ Koze entstanden:
Machen wirs kurz: DJ Koze heißt der Musiker, um den sich hier in den folgenden Minuten alles dreht. Bevor die, die ihn nicht kennen, jetzt über seinen Namen lachen oder sich aufregen, gleich noch diese Info hinterher: DJ Koze, mit bürgerlichem Namen Stefan Kozalla, ist seit Jahren einer der bekanntesten und vor allem beliebtesten deutschen DJs, in aller Welt bekannt und gefragt, er belegt in Jahresendlisten regelmäßig den ersten Platz als bester Plattenaufleger. Acht Jahre hat er sich seit seinem letzten Album Zeit gelassen – jetzt ist ein neues da: Amygdala – und es gibt nicht wenige, die diesen Liedermacher-Techno für einen kleinen Geniestreich halten.
Für die elektronische Tanzmusik, für Techno und House, spielt das Albumformat eigentlich keine Rolle: Der einzelne Track ist wichtig, nach ihm wird getanzt, nicht nach einer LP. In diesem Fall aber muss man wohl eine Ausnahme machen: DJ Koze, der aus Flensburg stammende, in Hamburg lebende Plattenaufleger und Produzent, hat hier etwas ziemlich Großes hinbekommen: Die „Zeit“ spricht von „kühnen Umwegen“ und Musik „voller Raffinessen“. Das Musikmagazin Groove diagnostiziert „frei reitenden Songwriter-Autoren House“. Die taz spricht von einem „tiefgründigen Werk“. Und alle haben Recht: Stefan Kozalla, auch als Monaco Schranze oder Adolf Noise unterwegs, baut hier Stücke an der Grenze zwischen Lied und Track. Soundmäßig schlagen die völlig unerwartete Richtungen ein, die Stimmen seiner vielen Gastsänger von Caribou bis hin zu Tocotronicsänger Dirk von Lotzow klingen mal abwegig, mal eingängig, zusammengehalten wird alles durch gedämpfte Beats und Rhythmen, die ebenfalls sehr verspielt sind.
Stefan Kozalla, der sich mitunter auch mal Monaco Schranze oder Adolf Noise nennt, gehört zu einer Clique von Hamburger Musikern und Künstlern, die nicht alles so furchtbar ernst nehmen. Auch diesen Witz spürt man auf Amygdala, aber ohne, dass es albern wird. Mag der Rhythmus noch so schräg durchgewirbelt werden: Das sitzt einfach.