Einfach mal etwas abslowen, sagt Niconé

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Ein bisschen sieht er auf dem Cover seines neuen Albums aus wie Rotkäppchen, der Alexander Gerlach. Na ja, ein bisschen: er ist halt kein kleines Mädchen, sondern ein bärtiger Mann. Und sein Kapuzenmäntelchen ist nicht rot, sondern blau. Aber es ist eben ein Kapuzenmäntelchen. Alexander Gerlach ist bekannt geworden als ein Teil des Berliner Duos Lexy & K-Paul, als Solokünstler nennt er sich Niconé. Auf „Slowen“ hat er jetzt ordentlich die Handbremse angezogen, sehr gemächlich und entspannt fließen seine Tracks, müssen sie ja auch, „slowen“ ist schließlich Denglisch für „verlangsamen“. Die Titel, die er seinen zehn Stücken verpasst hat, sind einigermaßen albern („Ohhhen“, „Loven“, „Baben“, „Kissen“), die Musik aber hat es in sich: weil es ihm ja nicht darum geht, Kracher für den Dancefloor zu produzieren, experimentiert er viel herum. Er baut Spannungslinien auf, die auch ohne Bass Drum funktionieren müssen, es wabert und dröhnt und steigert sich fast unmerklich, bis der Wumms dann doch mal kommt. Meiner Ansicht nach seine bisher beste Platte.
Niconé – Slowen (Label: NCNE)

Lexy, lass die Liebe beginnen!

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„The times, they are a-changin’“, sang Bob Dylan schon vor 50 Jahren, seitdem versucht er uns zumindest musikalisch vom Gegenteil zu überzeugen. Was das mit Niconé zu tun hat? Auch Niconé reagiert auf die sich verändernden Zeiten, ohne dass das dem neutralen Beobachter sofort auffallen würde. Niconé, das ist der Künstlername von Alexander Gerlach, ein Teil des Techno-Electro-Duos Lexy & K-Paul. Die beiden Berliner wurden 2001 als beste Dance-Newcomer mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet und begeisterten mit ihrer Musik eher die Teenies als den coolen Partygänger. K-Paul war im ein oder anderen Berliner Club als leicht anstrengender Kunde bekannt, Lexy fand schließlich in der Bar 25 ein zweites Zuhause. „Let Love Begin“ ist sein Solo-Debüt, die Musik darauf ist genauso zugänglich wie die von Lexy & K-Paul, aber sie ist hypnotischer, deeper, einlullender, ursprünglicher. Musik, die im Plattenladen meines Vertrauens als „Keta-House“ angepriesen wird. Musik, die ihre eigene Droge ist, mit sattem warmen Bass, angezogener Handbremse und mantra-artig wiederholten Phrasen. Sehr wirkungsvoll!
Niconé „Let Love Begin“ (Label: Stil vor Talent)
P.S.: Gerade gesehen: bei Electronic Beats gibt’s ein Niconé-Set.

Ja, ja, Attacke. Is klar, Lexy und K-Paul

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Ein halbes Raverleben gibt es dieses Berliner Duo schon. Und man muss wohl sagen: Seit dem Debütalbum vor fast 13 Jahren hat sich im Sound von Alexander Gerlach (Lexy) und Kai Paul (K-Paul) nicht viel geändert: Ist halt irgendwie so Technoelectro, wie ihn Westbam einst groß machte – und bei Westbams Label „Low Spirit“ sind auch die beiden groß geworden.
Worin genau die im Titel ihres neuen Albums beschworene „Attacke“ bestehen soll, wird allerdings ein ewiges Rätsel bleiben: Es geht weder besonders hart noch besonders schnell noch besonders aggressiv zu. Warum einen das trotzdem interessieren könnte? Lexy und K-Paul haben ein Händchen für Atmosphäre und lassen ihre Tracks ganz gut schwingen. Und für ihre poppige Seite muss man sie ja auch nicht gleich ins Gefängnis stecken.