Der tote Michael Jackson
30. 08 09 Floor: Sterben
Es ist schon alles zu Michael Jackson gesagt worden. Aber noch nicht von jedem. Vor allem nicht von mir. Aber das wird jetzt nachgeholt. Zum ersten: Wer auch immer Michael Jackson vermisst, betrauert, feiert, bejubelt, sollte sich eines fragen, bevor er weiter vermisst, betrauert, feiert, bejubelt: Mal angenommen, das eigene Kind hätte die Chance gehabt, bei MJ auf der Neverland-Ranch übernachten zu können - hätte man das dann gewollt oder zugelassen? Eben. Aber jetzt, wo er tot ist, und hoffentlich keinen Schaden mehr anrichten kann, darf man meinetwegen den Musiker Michael Jackson feiern.
So, wie es am Samstag, 29.08.2009, eine Gruppe von Flashmobblern an verschiedenen Orten in Berlin gemacht hat (aus Anlass des 51. Geburtstag von Jacko). Nachgetanzt wurde die Choreo von Beat It!, einmal am Columbiadamm und einmal am Potsdamer Platz:
Soviel dazu. Und jetzt noch etwas Brisantes: Wenn man die ganze Sache zuspitzt, dann ist der Moonwalk die Autobahn des Michael Jackson (ihr wisst schon, der eine ist angeblich nicht so schlimm, weil er ja auch gutes getan, sprich die Autobahnen gebaut hat. Was ja nicht stimmt, schließlich hat er die Autobahnen gar nicht gebaut, außerdem sind Autobahnen Scheiße und wie mein Freund Holger Klein schon immer sagte: Hitler hat nicht nur Gutes getan!). Also: der Moonwalk ist die Autobahn des Michael J. Das bedeutet: Der Moonwalk ist irgendwie Scheiße. Er machte ihn auch nicht zum besseren Menschen. Und außerdem, jetzt kommt‘s: Michael Jackson hat ihn auch nicht erfunden. Ganz sicher, könnt ihr mir glauben. Erst einmal der Videobeweis (sind schließlich nicht beim Fußball, dürfen ihn also anwenden). Mein Vorschlag: Die letzten zehn Sekunden dieser kurzen Tanzeinlage von Bill Bailey ansehen!
Noch Fragen? Dann bitte folgendes kurzes Gespräch lesen, das ich („MB“) einen Monat nach MJs Tod als Musikjournalist im Deutschlandradio Kultur geführt habe:
MB: „Heute genau vor vier Wochen starb Michael Jackson in Los Angeles. Viel wurde seitdem über die Todesursache, seine Schulden, seine Kinder, seine Familie, seine Krankheiten geredet. Und immer wieder sah man ihn in Fernsehaufnahmen beim Tanzen – auch mit seinem Markenzeichen, dem Moonwalk. Den hatte er das erste Mal der großen Öffentlichkeit im März 1983 präsentiert – während er seinen großen Hit Billie Jean live performte. Aber erfunden hat Michael Jackson den Moonwalk nicht.Zu Billie Jean präsentierte Michael Jackson am 25. März 1983 zum ersten Mal den so genannten Moonwalk, das geschah auf der 25-Jahre-Feier des Plattenlabels Motown.
Frage: Der Moonwalk, ein Tanzschritt – für alle, die ihn nicht kennen: Was genau passiert da?
MB: Das ist beim Ansehen leichter zu begreifen als beim Erklären. Vielleicht so: Beim Moonwalk gleitet der Tänzer über den Boden, es sieht so aus, als würde er vorwärts laufen, tatsächlich aber bewegt er sich rückwärts.
Frage: Viele verbinden ihn mit Michael Jackson, aber Sie haben es gerade schon gesagt: Er hat ihn nicht erfunden. Wer dann?
MB: Das weiß man nicht genau. Schon im 18. Jahrhundert gab es Pantomimen, die ähnliche illusionistische Gangarten zeigten. Es soll Mambotänzer gegeben haben, die den so genannten Backslide oder „Walking on your toes“ im Repertoire hatten. Und dann darf man nicht vergessen: 1983, als Michael Jackson seinen Moonwalk zeigte, war das Breakdancen und der Electric Boogie gerade auf seinem Höhepunkt – in ihren Versuchen, wie Roboter zu tanzen, hatten viele Breakdancer den Moonwalk schon jahrelang in ihre Performances eingebaut. Und ein Teil davon war eben der Moonwalk, den Michael Jackson zu einem seiner Markenzeichen machte.
Frage: Hat er sich denn mal geäußert, woher er den Tanzschritt hat?
MB: Michael Jackson hat sich angeblich vom Pantomimen Marcel Marceau und seinem Gang gegen den Wind inspirieren lassen, aber das ist vielleicht nur eine weitere der vielen Halbwahrheiten, die sein Leben bestimmten. Sehr viel wahrscheinlicher ist für mich, dass er ihn sich bei den Streetdancern, den Breakdancern abgeschaut hat.
Frage: Und ihn dann in aller Welt bekannt gemacht hat ...
MB: Genau, das ist sein Verdienst: Durch Michael Jackson ist der Moonwalk in aller Welt bekannt geworden, kaum jemand verbindet ihn mit Bill Bailey, einem Steptänzer, der der erste war, der den Moonwalk vor laufender Kamera praktizierte – 1955, nachzusehen zum Beispiel bei Youtube. Kaum jemand verbindet ihn mit James Brown, der ihn im Film Blues Brothers zeigte. Und ganz sicher niemand mit Cab Calloway, der schon 1932 einen Moonwalk gezeigt haben soll.
Soviel dazu. Und jetzt noch etwas Brisantes: Wenn man die ganze Sache zuspitzt, dann ist der Moonwalk die Autobahn des Michael Jackson (ihr wisst schon, der eine ist angeblich nicht so schlimm, weil er ja auch gutes getan, sprich die Autobahnen gebaut hat. Was ja nicht stimmt, schließlich hat er die Autobahnen gar nicht gebaut, außerdem sind Autobahnen Scheiße und wie mein Freund Holger Klein schon immer sagte: Hitler hat nicht nur Gutes getan!). Also: der Moonwalk ist die Autobahn des Michael J. Das bedeutet: Der Moonwalk ist irgendwie Scheiße. Er machte ihn auch nicht zum besseren Menschen. Und außerdem, jetzt kommt‘s: Michael Jackson hat ihn auch nicht erfunden. Ganz sicher, könnt ihr mir glauben. Erst einmal der Videobeweis (sind schließlich nicht beim Fußball, dürfen ihn also anwenden). Mein Vorschlag: Die letzten zehn Sekunden dieser kurzen Tanzeinlage von Bill Bailey ansehen!
Noch Fragen? Dann bitte folgendes kurzes Gespräch lesen, das ich („MB“) einen Monat nach MJs Tod als Musikjournalist im Deutschlandradio Kultur geführt habe:
MB: „Heute genau vor vier Wochen starb Michael Jackson in Los Angeles. Viel wurde seitdem über die Todesursache, seine Schulden, seine Kinder, seine Familie, seine Krankheiten geredet. Und immer wieder sah man ihn in Fernsehaufnahmen beim Tanzen – auch mit seinem Markenzeichen, dem Moonwalk. Den hatte er das erste Mal der großen Öffentlichkeit im März 1983 präsentiert – während er seinen großen Hit Billie Jean live performte. Aber erfunden hat Michael Jackson den Moonwalk nicht.Zu Billie Jean präsentierte Michael Jackson am 25. März 1983 zum ersten Mal den so genannten Moonwalk, das geschah auf der 25-Jahre-Feier des Plattenlabels Motown.
Frage: Der Moonwalk, ein Tanzschritt – für alle, die ihn nicht kennen: Was genau passiert da?
MB: Das ist beim Ansehen leichter zu begreifen als beim Erklären. Vielleicht so: Beim Moonwalk gleitet der Tänzer über den Boden, es sieht so aus, als würde er vorwärts laufen, tatsächlich aber bewegt er sich rückwärts.
Frage: Viele verbinden ihn mit Michael Jackson, aber Sie haben es gerade schon gesagt: Er hat ihn nicht erfunden. Wer dann?
MB: Das weiß man nicht genau. Schon im 18. Jahrhundert gab es Pantomimen, die ähnliche illusionistische Gangarten zeigten. Es soll Mambotänzer gegeben haben, die den so genannten Backslide oder „Walking on your toes“ im Repertoire hatten. Und dann darf man nicht vergessen: 1983, als Michael Jackson seinen Moonwalk zeigte, war das Breakdancen und der Electric Boogie gerade auf seinem Höhepunkt – in ihren Versuchen, wie Roboter zu tanzen, hatten viele Breakdancer den Moonwalk schon jahrelang in ihre Performances eingebaut. Und ein Teil davon war eben der Moonwalk, den Michael Jackson zu einem seiner Markenzeichen machte.
Frage: Hat er sich denn mal geäußert, woher er den Tanzschritt hat?
MB: Michael Jackson hat sich angeblich vom Pantomimen Marcel Marceau und seinem Gang gegen den Wind inspirieren lassen, aber das ist vielleicht nur eine weitere der vielen Halbwahrheiten, die sein Leben bestimmten. Sehr viel wahrscheinlicher ist für mich, dass er ihn sich bei den Streetdancern, den Breakdancern abgeschaut hat.
Frage: Und ihn dann in aller Welt bekannt gemacht hat ...
MB: Genau, das ist sein Verdienst: Durch Michael Jackson ist der Moonwalk in aller Welt bekannt geworden, kaum jemand verbindet ihn mit Bill Bailey, einem Steptänzer, der der erste war, der den Moonwalk vor laufender Kamera praktizierte – 1955, nachzusehen zum Beispiel bei Youtube. Kaum jemand verbindet ihn mit James Brown, der ihn im Film Blues Brothers zeigte. Und ganz sicher niemand mit Cab Calloway, der schon 1932 einen Moonwalk gezeigt haben soll.