Der Schmied und der Smarte

Flower
Mit „typisch“ können Smith & Smart, die seit zehn Jahren zusammen Musik machen, nicht so viel anfangen: Auf dem Cover von Blutsbrüder – so heißt ihr viertes Werk – inszenieren sie sich als eine Mischung aus Piraten-Darsteller und italienischem Cantoautore mit Hut und Schal. Musikalisch kommen auf „Blutsbrüder“ Rap und Atmosphäre, Rave-Momente und noch einiges mehr zusammen. Man macht Musik ... fernab vom Hype.
Hier hat jemand nicht nur die Rapgeschichte studiert, sondern auch das Werk von Filmmusiklegende Ennio Morricone.
Überhaupt erstaunlich, was sich auf „Blutsbrüder“ so abspielt, vor allem in Sachen Samples, also den kleinen oder größeren Soundschnipseln, die sich Musiker von anderen Platten klauen oder leihen, um sie in ihre eigenen Songs einzubauen und dadurch etwas neues zu schaffen. Smith & Smart verwenden etliche Samples und das überrascht in doppelter Hinsicht. Zum einen deshalb, weil sie sich an allen Ecken und Enden bedienen: Klar, bei jeder Menge Hip-Hop-Gruppen von Cypress Hill bis zu Fünf Sterne Deluxe. Aber auch Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Blumen sind“ muss dran glauben, ebenso wie die Muppet Show, Klaus Wowereit, Winnetou, David Bowie.
Zum anderen überrascht, dass Smith & Smart so VIELE Samples verwenden können. In den USA, dem Hip-Hop-Ursprungsland, seit einem Grundsatzurteil Anfang der 90er wäre das undenkbar: Viel zu teuer wären die Lizenzen für die Song- und Hörspielausschnitte.
In Deutschland ist die Sache nicht so klar geregelt: Es ist Auslegungssache, inwieweit man sich an anderen Tonträgern bedienen darf, es spielt eine Rolle, ob das Sample als Melodie eingesetzt wird und ob es nicht auch selbst hätte nachgespielt werden können. Und selbst wenn das alles klar scheint, entscheidet das eine Gericht unter Umständen ganz anders als das nächste. Smith & Smart haben das, was nachzuspielen war, nachgespielt. Gut so.