Queen Lana del Rey

Foto des Covers von Lana del Reys Single Video Games und Blue Jeans
Die amerikanische Sängerin Lana Del Rey, die Popfans in aller Welt an- und aufregt, obwohl gerade mal zwei offizielle Songs von ihr vorliegen. Aber erstens gibt es auch noch inoffizielle. Und zweitens wirklich jede Menge über sie zu erzählen. Also. Ihr Name, besser: ihr Künstlername, ist Lana Del Rey. Sie ist Mitte 20, sie ist gerade auf Tournee rund um die Welt, die meisten ihrer Konzerte sind seit langem ausverkauft, heute Abend absolviert sie einen von zwei Deutschlandauftritten – und zwar in Köln.
Die Amerikanerin hat geschafft, wovon so viele Musiker träumen – sie ist mit minimalem Aufwand zu einem Phänomen, vielleicht sogar zu einem Star geworden – dabei hat sie bislang kaum Musik veröffentlicht. Die aber ist gut, das dazugehörige Video hat den Rest erledigt. Eigentlich heißt Lana Del Rey Lizzy Grant. Sie ist in New York geboren und im amerikanischen Wintersportort Lake Placid aufgewachsen – vermutlich. Die Sängerin - oder ihr Management - betreibt ein raffiniertes Versteckspiel, das zu einem riesigen Hype geführt hat.
Der Reihe nach: Vor wenigen Monaten taucht ein Video im Netz auf – das Video zum gerade gehörten Song. Skatende Jugendliche, Zeichentrick-Schnippsel, immer wieder Hollywood – und die schmollmündige, traurig in die Kamera schauende Lana Del Rey. Die Indie-Pop-Szene wird aufmerksam, feiert die junge hübsche Frau als möglicherweise neue Ikone ihrer Welt, um dann nach und nach einige aus ihrer Sicht unerfreuliche Wahrheiten zu lernen: Lana Del Rey hat vor Jahren schon einmal, relativ unbeachtet, Musik veröffentlicht. Diese Songs sind bei offiziellen Downloadplattformen nicht mehr zu bekommen – die Plattenfirma hat sie zurückgezogen. Alte Fotos tauchen auf, sie sehen so aus, als ob sich Lizzy Grant seitdem Schönheitsoperationen unterzogen hat, vor allem die Lippen scheinen davon profitiert zu haben. Dann kommt, obwohl angeblich schon ein ganzes Album aufgenommen wurde, nur eine einzige Single heraus. All das legt nah: Irgendjemand plant die große Karriere für Frau Grant und steuert ihr Image. Aus allem, was das popkulturelle Archive der USA zu bieten hat, wird eine coole Frau gezimmert - der Glamour der 50er und 60er Jahre, das Stylische der 80er, die richtigen Haare, aufreizende Lippen, traurige, aber natürlich dick geschminkte Augen. Von Lana Turner bis Nancy Sinatra, von Chris Isaak bis Frank Sinatra, von Nirvana bis hin zu Brigit Bardot und Britney Spears reichen die Bezugspunkte. Spannend auf jeden Fall, wie es weitergeht mit Lana Del Rey – von denen, die sie am Anfang für ihre Authentizität gefeiert haben, lehnen sie eine ganze Reihe inzwischen ab – als Industrie-gesteuertes Püppchen. Was sie genau ist, Püppchen oder echter Star, dürfte das nächste Jahr zeigen. Lana Del Rey, die fleischgewordene Retro-Diskussion!