Gib mir den Geist, Polica!

Flower
Vor einem Jahr gab es sie noch gar nicht, die amerikanische Band „Polica“. Mittlerweile wird sie als das nächste große Ding gehandelt. Hype-Alarm also – aber hat Polica das auch verdient? Klar, haben sie! Give You The Ghost heißt die Platte, die jetzt auch bei uns im Laden steht.
„Give You The Ghost“ hat Polica schon im Februar in ihrer Heimat USA und gerade eben auch bei uns veröffentlicht. Songtitel als auch Albumname verstärken die Wahrnehmung: Es geht um dunkle, geheimnisvolle, sehr atmosphärische Musik. Das allein ist noch nichts besonderes, aber wie Polica diese entrückten, geisterhaften Sounds hinbekommen und dabei trotzdem irgendwie poppig bleiben, schon!
Gleich zwei Schlagzeuger sorgen Druck, über der Stimme der Sängerin Channy Leaneagh liegt dauerhaft der so genannten Auto-Tune-Effekt. Trip Hop trifft Dream Pop trifft New Wave – so zutreffend und gleichzeitig unzureichend lässt sich das Ergebnis beschreiben. Unzureichend, weil Give You The Ghost tatsächlich einmal mehr als die Summe der Einzelteile ist, nämlich ein Album, mit dem die Grenzen der Popmusik erweitert werden: Seelenvolle, entrückte Musik, die nicht so einfach vorbeirauscht, sondern das Zeug dazu hat, heftige Gefühle auszudrücken – selbst in den schwächeren Songs.
Wahrscheinlich liegt es wirklich hauptsächlich an der konsequenten Anwendung des Auto-Tune-Effekts, den man seit 15 Jahren, seit dem Hit „I Believe“, auch als Cher-Effekt kennt: In Kombination mit den langsamen Gesängen und einer Menge Hall entstehen Klänge, die nichts mit billiger Maschinenmusik zu tun haben, sondern in denen sich große Sehnsucht ausdrückt. Wonach sich Polica genau sehnen? Das bleibt ihr großes Geheimnis.