Fast hätte ich jetzt geschrieben: „Ich war immer stolz darauf, mich einer Szene zugehörig zu fühlen, in der es vergleichsweise friedlich zugeht.“ Aber das stimmt nicht, ich bin nämlich auf gar nichts stolz. Aber fand es trotzdem gut, dass in den ganzen Jahren, die ich mit Techno und House verbracht habe, so gut wie nie etwas passiert ist. Kaum eine Schlägerei mitbekommen, kaum Aggression. Das ist in anderen Szenen ganz anders, Szenen, in denen sich über Kraft und Männlichkeit definiert wird und in denen körperliche Auseinandersetzungen und Kräftemessen dazu gehören. Einmal nur, vor Jahren, vor dem E-Werk in Berlin, spielte sich eine Messerstecherei praktisch vor meinen Augen ab. Es ging um Drogen, und die, die da zustachen, stiegen danach ins Taxi und fuhren weg, nicht ohne vorher noch mal zu drohen, auch die Zeugen abzustechen. Lustig war das nicht und mir war für Wochen die Lust aufs Feiern vergangen.
Was also ist los im U60311? Angeblich kommt es dort öfter zu Schlägereien. Und zu Drogengeschäften (wo nicht?, möchte man fragen). Mittwochs finden da Veranstaltungen statt, bei denen Studenten freien Eintritt bekommen. Und „Damen“ umsonst Sekt. Komische Kombi!
Eine Reihe von DJs, die Gigs im U60311 haben oder hatten, haben angekündigt, für eine Weile nicht mehr dort zu spielen. Finde ich ok. Das Ordnungsamt in Frankfurt hat eine Schließung verfügt, aber wegen „hygienischer Mängel“ und Verstößen gegen Nichtraucher- und Jugendschutz. Klingt für mich bescheuert. Die Betreiber vom U60311 beseitigen die Mängel und verkünden auf der Webseite: „Wir haben entgegen vieler Medienberichte heute wieder geöffnet!“ Ob es da wirklich etwas zu feiern gibt? Ich weiß nicht ...

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