Max Richters Sleep: Schläfchen mit Musik

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Wenn Menschen während eines Konzerts einschlafen, dann sorgt das eigentlich immer für Heiterkeit, nur vielleicht nicht bei der Begleitung, die dann schon mal dezent den Arm ausfährt, um den Schlafenden ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Bei Max Richter ist das anders, der in Berlin lebende britische Komponist hat sein neues Werk ja "Sleep" genannt und meint es auch so: über acht CDs hinweg will er uns in den Schlaf wiegen und dann dazu den Soundtrack liefern. Live gibt es das Ganze auch, gerade hat er im Berliner Kraftwerk eine Nacht lang durchgespielt und über 400 Menschen lagen in der großen Halle dieses besonderen Ortes auf Feldbetten, hatten sich ihre eigenen Decken und Kissen mitgenommen, lauschten erst sehr konzentriert den ambienten Klassiktönen und fielen dann in mehr oder weniger tiefen Schlaf.
Mitternacht ging los, gegen acht Uhr früh sollte alles vorbei sein und mit einem gemeinsamen Frühstück enden.
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Ich will jetzt nicht so tun, als hätte ich das alles mitgemacht, bei mir war schon nach einer knappen Stunde alles vorbei. Trotzdem ein paar Eindrücke: schöne Schlafanzüge haben manche Menschen, gepunktete Einteiler zum Beispiel. Jogginghosen sind aber offensichtlich die allererste Wahl, wenn man in Gemeinschaft schlafen will. Lustig, wie ziemlich viele modebewusste Menschen da so lang schlurften auf der Suche nach ihrem Feldbett und dabei ihre Decken und Kissen umarmten. Alkohol gab es nur bis Mitternacht, also bis Konzertbeginn, danach nur noch Tee und Wasser. Warum? Wahrscheinlich, damit es nicht allzu laut würde. Wie Max Richter (und sein kleines Streicherensemble) das durchhält, acht Stunden am Klavier zu sitzen? Weiß ich nicht. Aber Menschen sitzen ja auch acht Stunden am Computer oder stehen acht Stunden am Fließband. Mein Fazit: das war eine Art Ferienlager für In-people (um mal das Wort Hipster zu vermeiden). Und die Musik war auch gut. Vielleicht hätte ich doch länger bleiben sollen - wird's ja so oft nicht mehr geben. Gute Nacht!