Und hier sind sie wieder: zehn Alben, die die Welt nicht braucht. Na ja, sagen wir acht.

Flower
Halb Pflicht, halb liebgewonnenes Ritual: der wöchentliche Blick auf die Charts, um sich mal wieder aufzuregen, was in Deutschland alles an schlimmen Platten gekauft wird. Wegen des Sommers tut sich gerade nicht so viel, aber das, was sich tut, verdient es natürlich, kommentiert zu werden. In dieser Woche in den deutschen Albumcharts: das Schlechteste aus Metal und Kirche, die Rückkehr einer Schlagerfrau, die meine Familie auseinanderbringt und ein französisches Duo, das einfach nicht mehr gehen will. Soll mir recht sein!
Platz 10: Helene Fischer – Best of Live
Helene, Helene – mein Vater hält dich für die Hübscheste im ganzen Land, sogar noch vor meiner Mutter. Das sorgt für Streit. Und dabei haben wir ja noch nicht einmal angefangen, über deine Musik zu sprechen. Ist aber wohl auch besser so.

Platz 9: Daft Punk – Random Access Memories
Neulich sagte ein Kollege: „Was feierst du eigentlich dieses Daft-Punk-Zeugs so ab? Disco fanden wir damals schon Mist!“ Ja, so waren sie, die homophoben weißen Männern, die nicht tanzen können. Für alle anderen gibt es dieses Album

Platz 8: Sportfreunde Stiller – New York, Rio, Rosenheim
Zeit, nicht nur immer die anderen zu kritisieren, sondern sich auch mal selbst zu hinterfragen: Warum löst die neue Platte der Sportfreunde Stiller nur diesen Widerwillen in mir aus? Vielleicht hat es mit der ehemaligen Freundin zu tun, die immer so von den „Sportis“ geschwärmt hatte. Das muss so vor zehn Jahren gewesen sein. Die Musik hat sich seitdem nicht geändert. Schade.

Platz 7: Black Sabbath – 13
Und auch bei Ozzy Osborne und seinen Mitstreitern werden Gedanken an früher wach: das ist Musik, von der uns halbstarke Jugendliche einst erzählten, das sei die einzig wahre! Dann nahmen sie uns unseren Fußball weg, kippten unsere Fahrräder um und schütteten meinen Schulranzen in den Mülleimer aus. Heute sind die Halbstarken von damals ergraute Männer. Und Black Sabbath, so gut das neue Album auch ist, lässt sie nur noch aus dem Fernsehsessel aufstehen, um sich ein Bier zu holen.

Platz 6: Xavier Naidoo – Bei meiner Seele
Niemand von uns weiß, was im tiefsten Inneren von Xavier Naidoo vorgeht. Vermutlich nicht einmal er selbst. Daran kann auch diese Platte nichts ändern, obwohl sie schon im Titel brutalstmögliche Aufklärung verspricht. Aber es geht ja gar nicht darum, was in Xavier vorgeht. Sondern um unser Seeleneben. Und da wirkt diese Musik Wunder! Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Zeilen wie diese mir das Wasser in die Augen treiben können:

Platz 5: Cro - Raop
Es tut mir leid, wirklich leid: Ich kann einen Musiker, der sich hinter einer Tiermaske aus Plastik versteckt, genauso wenig ernst nehmen wie einen Rapper, der sich hinter einer Totenkopfmaske aus Plastik verbirgt. Masken sind sowieso so was von gestern, das sollte jetzt langsam mal vorbei sein. Und die Musik? Na ja, fünf halbwegs neue Songs auf ein altes Album zu packen, das scheint mir jetzt auch nicht gerade die Idee eines Genies zu sein.

Platz 4: Selena Gomez – Stars Dance
Dieser zum Teil ziemlich radikale Dance-Pop kann oder will eines nicht überdecken: Dass Selena Gomez eine ziemlich flache Kinderstimme hat. Kein Wunder: sie ist ja auch noch fast ein Kind und ihre Fans sind auch Teenies. So gesehen dann doch in sich selbst schlüssig, diese ganze Angelegenheit.

Und auch auf Platz 3: Dance-Pop. Aber von anderem Kaliber: Die Songs auf Robin Thickes „Blurred Lines“ verzichten auf Soundgimmicks, die sie schon in einem halben Jahr irgendwie unmodisch erscheinen ließen. Dafür findet sich hier der ein oder andere sofortige Dancefloor-Klassiker. Robin Thicke selbst scheint in seiner alles überlagernden Sex-Gier aber ein veritabler Hohlkopf zu sein.

Platz 2: Santiano – Mit den Gezeiten
Ich versteh das einfach nicht: Warum kaufen sich Menschen diese Platte? Seit Monaten? Und warum klettert „Mit den Gezeiten immer weiter nach oben, obwohl ich ebenfalls seit Monaten sage: diese musikalischen Seelachs-Schnitzel-Brötchen betreiben mit ihrem Shanty-Rock Volksverdummung? Vielleicht klappt es ja mit wegloben: Santiano ist das beste, was der deutschen Schifffahrtsindustrie seit Freddy Quinns „Junge komm bald wieder“ passiert ist.

Platz 1: Powerwolf – Preachers of the Night
Diese deutsch-rumänische Band bringt Kirche und Heavy Metal zusammen. Das schlechteste aus beiden Welten findet sich auf diesem Album, das ich nach wie vor für einen schnell und gut gespielten, aber unglaublich schlecht gesungenen Witz halte.