SXSW-Diary Tag 4: Ernüchterung

Flower
So langsam lässt die Energie nach: Musik von allen Ecken und Enden, Austins Kneipenmeile, die 6th Street, eine Mischung aus Fasching, Love Parade und Großraumdisco, eigentlich auch schon alles gesehen und gehört, was ich unbedingt sehen und hören wollte. Nur ein öffentliches langes Interview mit Nas steht noch aus. Und vielleicht das Aussie Barbecue mit einer Reihe von australischen Bands. Aber das alles kommt erst noch - am vierten Tag vom South-by-Southwest-Festival stand erst einmal Eigeninitiative an. Und eine Reihe von deutschen Bands. Das eine ließ sich vom anderen nicht trennen.
Denn als Teil des „Bespaßungsprogramms" der „Initiative Musik" wurden Musikbusiness-Menschen und andere Interessierte eingeladen, auf der Texas Star den Ladybird Lake rauf und runter zu schippern, dabei Bier zu trinken und sich Musik aus Deutschland anzuhören: Fenster, Talking To Turtles und Touchy Mob. Touchy Mob ist dabei noch das spannendste und das nicht nur, weil sein Bart so lang wie Texas groß ist. Auch seine Musik - mal wieder verfremdete Electronica-Klänge plus Gesang und gelegentlichen Gitarrensounds - ist groß. Nur schade, dass Touch Mob (alias Ludwig Plath) die ganze Zeit raucht. Also jetzt nicht beim Singen oder Spielen. Aber sonst so.
Und wie waren die anderen beiden Bands? Fenster habe ich zuerst für Talking To Turtles gehalten, weil mich das Singer-Songwriter-Indie-Spiel in die Irre geführt hat. Solide Songs, so viel ist sicher. Aber nicht gerade die aufregendste Musik der Welt. Das kann man auch über Talking To Turtles sagen, von denen ich immer noch nicht weiß, ob sie nun als Berliner oder Rostocker oder Leipziger gelten. Ihr letztes Album ist jedenfalls in Seattle entstanden (Nein, Dirk, wir sind immer noch nicht in Seattle!), reduzierte, nachdenkliche Songs findet man dort. Nicht die beste Musik der Welt – wer macht die schon? - aber sehr sehr schön, ruhige Musik für ruhige Momente.
Der schönste Moment aber kam erst nach den drei Auftritten. Dann nämlich übernahm ich die Musikbeschallung, bei Sonnenschein und immer noch auf dem Schiff. Die Technik versagte, aber nicht die Songs. Nur drei Beispiele: Stimmings „Sexy Beast“, Microtraumas „Nordlicht“ und die limitierte House-Version von James Blakes „Limit To Your Love“. Auch nicht die aufregendste Musik der Welt, aber perfekt für den Augenblick. Vielleicht sollte ich sie doch noch mal angehen, die große DJ-Karriere.