SXSW in Austin, Tag Eins

Wie schrieb ich vor genau einem Jahr? Bands ohne Ende. Karnevalsstimmung auf der Kneipenmeile. Wenig Schlaf. Viel Tex-Mex-Food. Businesshotels, die zu Clubs werden. Super-Konzerte vor fünf Zuschauern. „Wo bist Du?“ Und wo bin eigentlich ich? Ein paar Momentaufnahmen von der SXSW. Vier Buchstaben, hinter denen sich ein riesiges, und eines der wichtigsten Musikfestivals plus Messe plus Konferenz verbirgt : South By Southwest Music in Austin, Texas. Nicht zu verwechseln mit der SXSW Interactive und SXSW Film, die nämlich sind gerade zu Ende gegangen. Jetzt heißt es: South By Southwest. Und was ist am ersten Tag passiert? Das hier:
Vor 25 Jahren fing alles an, als eher kleines Festival für Alternative Country. Jetzt spielen nicht nur fast 2000 Bands an vier Tagen, sondern es gibt auch Dutzende von so genannten Panels, Diskussionsrunden, öffentliche Interviews. Erstes Highlight am ersten Tag: Martin Atkins, früher mal eine Zeit lang Schlagzeuger bei PiL und den Nine Inch Nails und Ministry und einer Handvoll anderer Bands. Großartiger Vortrag jedenfalls von ihm mit dem Thema „Welcome to the Music Industries. You’re Fucked!“ Nicht nur, dass er für diesen Powerpoint-Vortrag großartige Ideen hat (an einer Stelle klingelt ein Handy, man denkt erst: Wer hat da sein Handy so laut und geht nicht ran?, dann stellt sich raus, dass es ein kleiner Atkins-Trick ist. Er wollte gerade darüber sprechen, dass man nicht mit uralter Technik an seine Musiker-Karriere rangehen sollte und die neuesten Errungenschaften zu seinem Vorteil nutzen muss. Und dann, nach dem Handy-Klingeln, hält er an ein riesiges, uraltes Mobiltelefon aus den 80ern an sein Ohr). Hier ein paar seiner Ideen bzw. Schlagsätze: Free is the new black! Als Band sollte man wirklich viel umsonst rausgeben, denn das, was man umsonst weggibt, verkauft sich gleichzeitig am besten. Sein Beispiel: Prince. Und Monty Python. Blame everyone but yourself. Don’t be an asshole, be nice to everyone. Don’t pursue perfection. Get the fuck out of bed. Be omnipresent on the web. Sehr schön erzählt, mit viel Witz und Energie. Natürlich auch viel Unsinn dabei, aber unterhaltsamer.
Anschließend eine andere Diskussionsrunde. Ein leicht schrullig wirkender Professor und Musikproduzent namens
Sandy Pearlman spricht über die Zukunft der Music. Zumindest heißt so das Thema. Aber hinter der Überschrift verbirgt sich was anderes. Die These von Pearlman in einem Satz: Unser Gehirn regiert auf digitale Aufnahmen nicht so emotional wie auf analoge, deshalb verbinden wir mit Musik, die als mp3 daher kommt, nichts positives. Klingt nicht hundertprozentig überzeugend, fand ich.
Am Abend dann Konzertezeit:
Yuck machen großartigen Noise-Rock-Pop. James Blake ist live zu dritt und genauso gut wie auf Platte. Und Duran Duran wurden erstens ganz schön abgefeiert, zweitens ist ihre Show total oldschool, so richtig mit Gitarren-, Schlagzeug-, Basssolo, drittens waren im Publikum 20- bis 50-Jährige, die bei den Hits von früher mitsingen konnten. Gruselig.
Was hier sonst noch passiert? Fortsetzung folgt. Auch im Radio, in meinem
Mixtape von der SXSW am Freitag, den 18. März bei ByteFM.