Als ich einmal beschloss, nichts mehr zu kaufen und daran (vorübergehend?) scheiterte

Flower
Nun gut, muss ich mich hier gleich nackig machen: vor einiger Zeit beschloss ich ja, nichts mehr zu kaufen, was ich nicht unbedingt brauche. Ich wiederhole noch einmal: nichts mehr kaufen, was ich nicht UNBEDINGT brauche. Die Formulierung war schwammig genug, um die ein oder andere Ausnahme von der Regel vor mir selbst rechtfertigen zu können. Aber daran lag es nicht, dass ich im Februar ordentlich an dieser selbstgestellten und gar nicht so schweren Aufgabe scheiterte. Sondern einzig und allein an mir. Aber der Reihe nach.
Schon der Zeitpunkt, ab dem ich den verdammten Konsum gegen Null runterfahren wollte, war ja nicht sonderlich gut gewählt: Es gab noch zwei größere Bestellungen, die sich verzögert hatten, außerdem stand Weihnachten vor der Tür. Die bestellten Sachen (ein Neopren-Anzug und ein Plattenpaket) kamen, ich zählte sie trotzdem nicht als Versagen, weil sich ie ja lange vor dem selbstgewählten Verzicht geordert hatte. Weihnachten überstand ich auch sehr gut, weil inzwischen alle Menschen in meiner Umgebung wissen, dass ich nichts schenke und nichts geschenkt bekommen möchte. Auch eine Reise nach Japan, wo man wirklich sehr, sehr, sehr ausgiebig shoppen kann, wenn man denn möchte, bekam ich gut über die Runden. Das lag auch daran, dass ich es spannender fand, mit dem Fahrrad herumzufahren und abwechselnd Menschen und Tiere zu gucken, als Dingen hinterherzujagen, die ich nicht brauche (denn, seien wir mal ehrlich, genau darum geht es ja beim Kaufen).
Jetzt im Februar aber - und ich kann das gar nicht anders beschreiben - bin ich rückfällig geworden. Und zwar so, wie das manchmal bei Trinkern der Fall ist: einmal kurz genippt und dann nicht mehr aufgehört: CD-Spieler, Mischpult, Kopfhörer, Platten, Bücher, ein Skianzug, Helm, Rückenprotektor, Handschuhe, T-Shirt, Sweatshirt, Mütze, Turnbeutel, ein neues Mikrofon, ein Stimmverfremder, Und dann ging auch noch das Netzteil vom Computer kaputt.
Der Stimmverfremder hört sich dabei vielleicht am exotischsten an, aber den „brauche“ ich für meine Arbeit beim Radio. Die Skisachen - na ja, ich habe so viele Skisachen, so viel kann ich gar nicht Skifahren. Aber sie waren immerhin gebraucht, genauso wie CD-Player und Mixer. Das neue Mikro ist natürlich auch für die Radioarbeit, es wäre aber auch noch mit dem alten gegangen. Und ich weiß auch, warum ich mir vieles davon geholt habe: es hatte damit zu tun, dass ich neben meinem eigentlichen Job noch einen Fulltime-DJ-Job angenommen habe und ich praktisch nur noch am Arbeiten war - da baut sich wirklich Frust auf! Nicht, weil die Jobs schlimm sind (im Gegenteil, nach wie vor coole Aufgaben), aber weil ich dann mitten in der Nacht völlig überdreht und fertig nach Hause kam und quasi zur Entspannung und zum Runterkommen im Netz noch nach Dingen forschte, in die ich mein Geld stecken könnte.
Egal, bevor ich jetzt für jeden einzelnen dieser Käufe eine Rechtfertigung finde (lässt ebenfalls darauf schließen, dass es sich hier um etwas Suchtähnliches handelt), sage ich das, was die Anonymen Alkoholiker immer sagen: immer schön einen Tag nach dem anderen hinter sich bringen und versuchen, das Richtige zu tun. Was meint diese Plattitüde? Von neuem ansetzen, es war eben ein Ausrutscher (übrigens einer, der sich gar nicht weiter schlimm anfühlte - das ist dann vermutlich doch ein Unterschied zum Suchtkranken. Oder gerade nicht? Wir werden sehen!)