Martin goes Popmat
15. 09 10 Floor: Leute

Ich und meine Tätowierung
„Ich war noch nicht besonders alt, als ich das erste Mal über eine Tätowierung nachdachte - das muss so mit 15 gewesen sein. Alle meine Freunde waren Rockabillys und Psychobillys und von den älteren waren so gut wie alle tätowiert. Mein Vater fand meine Freunde furchtbar; er wollte auf gar keinen Fall, dass ich mich auch tätowieren lasse, so was machten nur Knackis und Prostituierte, Drogensüchtige und vielleicht Seeleute. Manchmal gaukle ich mir vor, dass die Ablehnung meines Vaters mich nur noch entschlossener machte, aber das stimmt nicht. Er schaffte es aber - ohne dass er das wollte - dass ich unbedingt ein Tattoo haben wollte, das ich nicht bereuen würde. Das nämlich war mein eigentliches Problem: Ich fand nie das geeignete Motiv! Jedes Bild, das mir gefiel und das ich mir aussuchte, um es tätowieren zu lassen, konnte ich ein paar Wochen später schon nicht mehr sehen. Letztendlich dauerte es über 20 Jahre bevor mir klar wurde: Ich brauche ein abstraktes Bild, kein realistisches! Schließlich stieß ich auf Amanda Wachob, die in New York lebt.

Amanda Wachob ist Malerin und Tätowiererin. Sie zeigte mir ein paar ihrer Bilder, mir gefiel das mit den blauen, schwarzen, roten Farben. Eineinhalb Stunde dauerte es, dann war ihre Malerei auf meinem Arm. Ich werde oft gefragt, was genau das ist, was es bedeuten soll. Tricky (genau, der Musiker), der selbst ziemlich heftig tätowiert ist, wollte alles darüber wissen, als ich ihn kürzlich interviewte. Aber ich konnte ihm auch nicht mehr sagen als all den anderen, die fragen: Amanda Wachob aus New York hat es gemacht. Es hat keine tiefere Bedeutung, es ist einfach nur ein abstraktes Tattoo, auch wenn die roten Flecke an Blut erinnern. Yeaah, Blut!“