DJ-Kurs für Dummbeutel

Flower
Das Böse lauert überall! Ich habe heute zum allerersten Mal eine Ausgabe des „H.O.M.E.“-Magazins in die Hände bekommen. Betroffene mögen mir jetzt widersprechen, aber diese Wichsvorlage für Designverliebte strahlt etwas ungemein Stupides aus, frei nach dem Motto: Nur, wenn die ganze Welt bis ins letzte Fitzelchen durchdesignt ist, ist sie lebenswert. Und die Vorstellung, was gutes Design und lebenswertes Leben ist, wird von der H.O.M.E. so engstirnig und spießig-scheuklappenmäßig ausgelegt, dass man (ich) gerne brechen möchte. Zu allem Überfluss - und da kommen wir zum Technoarm-Aspekt - gibt es auch noch einen Artikel, der auf drei Seiten erklärt, wie man schnell zum DJ wird und seine eigene Party rockt.
Eigentlich ist das natürlich eine als Lebenshilfe getarnte Anleitung, mal wieder Geld auszugeben für Dinge, die man nicht braucht, nämlich eine komplette DJ-Anlage für die gelungene Party, die nach Ansicht des Autors allerdings nur dann gelungen ist, wenn im Morgengrauen die Gäste immer noch auf den Tischen tanzen. Ganz ehrlich, liebe H.O.M.E., Tische tanzen, das ist so 90er, dass es weh tut! Auch die restlichen Hinweise kann man getrost in die Tonne treten, denn das Ganze richtet sich an wohlhabende Menschen, die sich bislang noch nie wirklich für Musik interessiert haben, aber, weil es ja so cool ist, sich auf der eigenen Party feiern zu lassen, jetzt als DJs ran sollen. Denn was Paris Hilton und Tatjana Gsell und wie die ganzen anderen Promi-DJs heißen, können, kann man selbst ja schließlich auch, oder? Das Dumme daran: Paris Hilton kann es nicht, die Gsell kann es nicht und all die anderen auch nicht. Denn in allererster Linie geht es nicht um den richtigen Mixer, CD-Spieler, Computer, die richtigen Boxen und Kopfhörer, sondern um die richtige Musik. Niemand kann von heute auf morgen die richtigen Songs für eine Party zusammenkaufen, DJ-Intuition entwickeln, Begeisterung für die Musik entwickeln. Auch nicht, wenn er vorher ein paar tausend Euro für die stylischen Gerätschaften ausgegeben hat. Was ich am allerwenigsten verstanden habe: Wenn da schon MacBook Pro und Hercules-DJ-Controller zum Kauf empfohlen werden, warum brauche ich dann auch noch einen riesigen Pioneer-Mixer?